Insel-Solaranlage: Wechselrichter oder Gleichstromnetz?

Unser Haus ist nicht an das Stromnetz angeschlossen. Der Vorbesitzer hat jedoch eine Insel-Solaranlage installiert (ich weiß, eigentlich heißt es Photovoltaik…). Direkt hinter den Batterien werden die 24 Volt Gleichstrom in 230 Volt Wechselstrom umgewandelt und in das Hausnetz eingespeist. Das ist eigentlich sehr komfortabel: Alle üblichen Haushaltgeräte, Elektrowerkzeuge, Lampen etc. lassen sich nutzen. Man merkt kaum einen Unterschied zum normalen Stromnetz – bis die Batterien leer sind.

Das Problem dieses Anlagenaufbaus liegt jedoch im Stromverbrauch des Wechselrichters selbst: Der produziert zwar einen sehr sauberen Sinus-Wechselstrom und kann fast 3000 Watt im Dauerbetrieb liefern (es ist ein Victron phoenix 24/3000). Aber wenn man nur eine oder zwei LED-Lampen à 5 Watt laufen hat, ist der Wechselrichter extrem ineffizient. Schon im Ruhezustand – d.h. ohne jegliche Verbraucher – verbrät er rund 30 Watt, und das rund um die Uhr. Die sparsame 5 Watt LED saugt also tatsächlich mindestens 35 Watt aus den Batterien (eigentlich sogar noch mehr, denn bei geringer Belastung ist auch die Effizienz der Umwandlung deutlich geringer als die theoretischen 95%, die der Wechselrichter unter optimalen Bedingungen erreicht).

Dies führt dazu, dass der Wechselrichter über den Tag hinweg selbst zum größten Stromverbraucher wird. Die paar Watt für einige Stunden Licht, einen sparsamen Kühlschrank und die Wasserpumpe fallen da kaum noch ins Gewicht. Das ist extrem ineffizient. Solarstrom ist wertvoll und sollte nicht so unproduktiv verschwendet werden.

Deshalb macht es Sinn, sämtliche Dauerverbraucher (Lampen, Kühlschrank, Wasserpumpe…) direkt mit Gleichstrom aus den Batterien zu versorgen. Der Wechselrichter wird nur dann eingeschaltet, wenn man wirklich unbedingt 230 Volt benötigt (z.B. um ein Loch in die Wand zu bohren, den Staubsauger anzuwerfen oder die Kreissäge…). Viele Wechselrichter haben auch eine eingebaute Automatik und gehen in einen stromsparenden Schlafmodus, solange keine 230 Volt benötigt werden. Das Problem auch hier: Sobald eine einzige Lampe brennt, legt sich der Wechselrichter auch nicht schlafen.

Die Konsequenz: Wir werden ein zweites Gleichstromnetz in das Haus legen und versuchen, möglichst viele Verbraucher daran anzuschließen. Damit lassen sich eigentlich die meisten alltäglichen Strombedarfe decken: Licht, Ladegeräte für Handy und Laptop, eine große Kühlbox oder ein Campingkühlschrank, die Wasserpumpe. Hoffentlich muss der Wechselrichter dann nur noch selten eingeschaltet werden.

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